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Empathie - unverzichtbar und erlernbar

Ideen, Anregungen und Impulse

Empathie in der Pflege – Unverzichtbar und erlernbar

Empathie. Ein Begriff, der in meinen Augen recht inflationär genutzt wird in Bezug auf den Umgang mit anderen Menschen. Speziell im Umgang mit Patient*innen/Bewohner*innen oder auch mit Mitarbeiter*innen.

Wer mit anderen Menschen beruflich zu tun bzw. sich um deren Gesundheitszustand kümmert, von dem wird in unserer Gesellschaft erwartet, dass er/sie grundsätzlich und immer empathisch sein muss. Ja, ein empathischer Umgang wird schon fast als selbstverständlich vorausgesetzt. Menschen, die in sozialen Berufen tätig sind, sollten Empathie als Fähigkeit am besten schon von Natur aus mitbringen.

Realistisch und reflektiert betrachtet, ergibt sich ein viel facettenreicheres Bild von Empathie.

Wer empathisch mit seinen Mitmenschen umgeht, der gibt viel von sich Selbst. Das erfordert viel Kraft und Mut. Aber auch einen gesunden Umgang mit sich selbst. Wie so oft beginnt alles bei einem Selbst und wie empathisch ich mit mir selbst bin. Höre und fühle ich in mich selbst hinein? Wie geht es mir emotional selbst in unterschiedlichen Situationen? Was bewegt mich? Was empfinde ich selbst? Wie gut kenne ich meine eigenen Emotionen? Und wie gelingt es mir, aus meinen Empfindungen und eigenen Emotionen zu lernen? Im Folgenden soll es solche Fragen gehen.

Sind wir Menschen von Natur einfühlsam und gut oder sind wir viel eher vom Teufel geritten?

Ein gelingender zwischenmenschlicher Umgang benötigt die Fähigkeit zur Empathie, das Einfühlen und Hineindenken die Gefühlswelt sowie Bedürfnisse anderer Menschen.

Grundsätzlich ist Pflege intensive Interaktionsarbeit, die durch den vertrauensvollen Austausch von Gefühlen, Bedürfnissen, Konflikten oder Missverständnissen mit anderen Personen geprägt ist. Pflege ist Arbeit mit Emotionen und Gefühlen in Verbindung mit professioneller körperlicher Nähe.

Um Pflege professionell mit Patient*innen/Bewohner*innen und Angehörigen zu betreiben, findet sie auf der Basis von Kommunikation und Aushandlungsprozessen statt. Diese Interaktionsarbeit birgt allerdings Risiken für die emotionale Gesundheit der Pflegenden in sich. Diese können von leichten Erschöpfungssymptomen bis zu Burnout reichen – in diesem Zusammenhang wird auch von „Empathieerschöpfung“ gesprochen.

Was ist Empathie nun konkret?

Empathie ist die “Fähigkeit, die emotionale Situation eines anderen Menschen zu erkennen, zu verstehen und mitzufühlen. Dabei sollte gleichzeitig ein Bewusstsein dafür bestehen, dass die mitgefühlten Emotionen empathisch übertragen sind, also ihren Ursprung in der anderen Person haben“.

Das bedeutet, dass es nicht um meine eigenen Emotionen geht, sondern um die eines anderen Menschen. Ich sollte diese Emotionen des anderen Menschen nicht zu meinen eigenen machen. Vielmehr sollte ich mich in die Gefühls-und Empfindungswelt der anderen Person einfühlen, mich hineindenken, diese mitempfinden, um zu verstehen, in welcher Stimmungslage sich der andere Mensch gerade befindet bzw. was ihn oder sie bewegt. Also ist eine bewusste Unterscheidung zu treffen zwischen mir und der anderen Person, meinen eigenen Emotionen und den Emotionen der anderen Person. Dafür braucht es Zeit und Muße, sich auf diese Bedingungen einzulassen. Auf die andere Person, ihre Emotionen sowie die klare Unterscheidung zwischen mir Selbst und dem Anderen.

Was ist nun die Problematik hinter Empathie?

Unsere Gesellschaft ist generell durch Desynchronisation in vielen Bereichen unseres Lebens geprägt. Dies meint sehr verkürzt: Eine Entwicklung in einem gesellschaftlich relevanten Bereich verläuft schneller als die in einem anderen Bereich. Viele Menschen fühlen sich dadurch überfordert (Wer sich zu dem Thema „Desynchronisation“ näher informieren möchte, dem kann ich Schriften des Soziologen Hartmut Rosa ans Herz legen).

Menschen, die im Segment der Pflege tätig sind, erleben solche Situationen der Desychronisation im Umgang mit den Ihnen anvertrauten Patient*innen/Bewohner*innen jeden Tag aufs Neue: vorgegebene Taktzeiten in denen die pflegerischen Tätigkeiten zu absolvieren sind, erschweren sehr häufig einen empathischen Umgang. Daher fühlen sich manche Pflegekräfte oft überholt von der Zeit, um sich wirklich in Bewohner oder Patienten einzufühlen. Erschwerend kommen Overcommitment oder fehlende Akzeptanz bzw. Auseinandersetzung mit den eigenen Emotionen hinzu sowie der mittlerweile zunehmende Personalmangel besonders im pflegerischen Bereich. Dies kann im schlimmsten Fall zu emotionaler Erschöpfung oder anderen psychischen Belastungssituationen führen.

Umso mehr hilft ein reflektierter Umgang mit Empathie dabei, psychisch stabil zu bleiben. Besonders soziale Berufe sind oftmals durch die Auswirkungen eines weitgehend unreflektierten Umgangs mit der eigenen Empathie belastet. Sehr häufig wird sich nicht die Zeit genommen, die eigenen Handlungen, Verhaltensweisen und Emotionen im Austausch mit Bewohner*innen und Patient*innen entweder in Gesprächen mit den Kolleg*innen oder im Rahmen von Supervisionen zu reflektieren. Dies nimmt mit zunehmender Anzahl von Interaktionen mit Bewohner*innen und Patient*innen, die unter verschiedensten Beschwerden oder Erkrankungen leiden, deutlich zu.

Daher ist ein effektiver und funktionaler Umgang mit dem eigenen empathischen Erleben besonders hilfreich, um einerseits ein mitfühlendes Eingehen auf die betreffenden Personen zu gewährleisten. Andererseits sichert diese Art der Empathie langfristig, dass die Beschäftigten psychisch gesund und stabil bleiben.

In Pflegeeinrichtungen bzw. Pflegediensten und Krankenhäusern stehen oft medizinisch-pflegerische und manuellen Handlungen im Vordergrund der Tätigkeit. Die Bedeutung von Empathie und Mitgefühl wird allerdings häufig unterschätzt oder ist kaum umzusetzen. Doch Emotions- und Gefühlsarbeit nimmt großen Raum in der Pflege ein. Oder besser sollte einen großen Raum einnehmen. Diese Arbeit bindet unglaublich viel geistige und mentale Energie, die emotional für den Einen oder Anderen zur Belastung werden kann sofern keine unterstützenden Angebote zur Entlastung zur Verfügung stehen.

Kritisch zu betrachten sind Trainings, die eine Steigerung der Empathiefähigkeit von Teilnehmer*innen zum Ziel haben. Anstelle eines funktionalen gesunden Umgangs mit empathischen Emotionen ist oft nicht die mangelnde Empathiefähigkeit von Pflegenden das Problem. Es ist vielmehr die Belastung, die durch dauerhaft unreflektierte Empathie entsteht. Dies passiert oft schleichend und wird von den betreffenden Personen kaum bewusst wahrgenommen. Erst wenn sich bestimmte krankmachende Situationen einstellen, werden sich manche Betroffene bewusst, dass sie mit ihrer Empathiefähigkeit sorgsam umgehen sollten.

Empathie ist in der Pflege eine berufliche Schlüsselkompetenz, die als Qualifikationsanforderung und Arbeitsleistung erkannt, erlernt und trainiert werden sollte. Denn Empathie beeinflusst das Beziehungs -und damit auch das Qualitätserleben von Patient*innen, Bewohner*innen und Angehörigen. Sie beeinflusst aber auch das Belastungserleben und bestimmt die berufliche Motivation als auch das Engagement Pflegender.

Hier sollte ein speziell entwickeltes Trainingskonzept zur Entlastung der Personen beitragen. Das Ziel eines solchen Trainings sollte eine balancierte Selbstpflege sein, die die Gestaltung der empathischen Interaktion als auch die Steigerung der Handlungsfähigkeit der Teilnehmer*innen zum Inhalt haben. Eine Möglichkeit bietet hier empCare, ein wissenschaftliches fundiertes Konzept zur empathiebasierten Entlastung.

Auch b.branded arbeitet an einem Konzept eines solchen Trainings, das individuell und flexibel für die Pflege ein- umsetzbar ist, ohne die wichtigsten Aspekte des empCare-Trainings zu vernachlässigen. Mehr dazu demnächst unter aktuelle Trainingsangebote.

Pflege ist erfüllender und abwechslungsreicher Beruf mit einer hohen Identifikation, der aber auch die Gefahr der emotionalen Erschöpfung in sich birgt.

Pflege ist neben der reinen körperlichen, besonders von Emotions- und Gefühlsarbeit geprägt. Der Umgang mit Emotionen will nicht nur gelernt sein, sondern muss immer wieder neu betrachtet werden, da er mit den Patient*innen/Bewohner*innen und Angehörigen in ihrer jeweiligen Situation ausgehandelt werden muss. Dafür sollten Pflegende immer wieder neu vorbereitet und qualifiziert sein.


Weiterführende Literatur:

Bartens, W.: Empathie – Weshalb einfühlsame Menschen gesund und glücklich sind; Knaur 2015

Thiry W., Schönefeld V., Deckers, M., Kocks, A.: empCare; Springer 2021


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